Momentaufnahme: Am Fahrkartenautomat

Momentaufnahme am Fahrkartenautomat

Eine literarische Momentaufnahme vom Fahrkartenautomat

Karlsruhe, Europaplatz. Es ist Spätnachmittag. Langsam wird die Zahl der wartenden Fahrgäste an der Station größer. Ich bin müde. Die Route über den Marktplatz ist gesperrt. Deshalb ist hier noch mehr Betrieb als sonst.

Alle wollen nach Hause. Auch mein Zug fährt bald. So bin ich froh, dass nur einer vor mir am Fahrkartenautomat steht. Als ich hinzutrete, hebt er gerade die Hand zum Münzschlitz. Irgendwie, denke ich mir, sieht es aus, als hätte er nur mit dem Daumen auf das runde Metallteil mit dem Einwurf gedrückt. Dann schweifen meine Gedanken ab zur Heimfahrt und meinem IC ab Gleis 11.

Der Mann vor mir wartet auf das Ticket. Unauffällig angezogen ist er. Blue Jeans, Trainingsjacke in Dunkelgrün.

Der Bildschirm zeigt: 2 Waben, 2,40 €. Unverändert. Es kommt kein Ticket.

Hat er nicht genug eingeworfen?, frage ich mich. Ist der Automat kaputt? Doch der Mann reagiert nicht, scheint zu warten. Ich dagegen stecke meine Münzen wieder ein und zupfe einen Schein aus der Tasche.

Nach einer Weile bricht der Automat den Vorgang ab. Klack, klack, macht der Münzschlitz. Kein Restgeld – und auch kein Ticket.

Der Mann vor mir wartet noch mal kurz, dann bückt er sich und greift, leicht zögernd in den leeren Ausgabeschacht.

Die Hand schließt sich und wird zurück gezogen. Umständlich schiebt er sie in die Tasche, als würde er eine Fahrkarte einstecken. Seine Jeans ist unten ausgefranst, sehe ich. Schließlich dreht sich der Mann langsam um und schlendert gemütlich durch das Gedränge der Pendler auf den offenen Platz hinaus.

Verwendetes Bild: © 2016 Claus R. Kullak. Das Bild zeigt meine tatsächlich erworbene Vierfach-Karte für zwei Waben des KVV.

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