Der Verlust von Twitter ist ein Verlust an Teilhabe

Ein Dorfplatz mit Café, Passanten, Menschen im Gespräch. In der Mitte steht ein riesiger Grabstein mit dem Twitter-Logo. Darüber steht "Twitter-Beschränkung: Ohne Teilhabe?" | Folco Masi / Unsplash | crk-res.de

Elon Musk hat die Zahl der Tweets, die ein Account pro Tag sehen darf, seit heute beschränkt. Damit ist Twitter ein herber Verlust für Menschen mit wenig Teilhabemöglichkeit.

Als nicht zahlende:r Nutzer:in von Twitter soll man laut einem Tweet von Eigentümer Elon Musk fortan nur noch 600 Tweets pro Tag sehen dürfen. Damit wird der früher so genannte Dorfplatz der Welt völlig dysfunktional. Was für den öffentlichen Diskurs schlecht ist, ist aber auch schlecht für die Teilhabe Einzelner an diesem Diskurs.

Twitter ist für mich wichtig, weil ich als kranke Person, die dauerhaft allein zu Hause ist, auf die Plattform angewiesen bin, um vielfältige Inputs zu verschiedenen meiner Interessengebiete zu bekommen. Ein nicht funktionierendes Twitter beschränkt meinen Horizont nur weiter.

Meine berufstätigen Freunde können das nicht auffangen, weil man im Freundeskreis ja ganz anders, viel mehr auf persönlicher und weniger auf sachlicher, informationeller Ebene kommuniziert. Außerdem fällt mir unpersönliche Kommunikation wegen der Depression manchmal leichter.

Kommunikation auf Twitter ist anders wichtig

Auch läuft die soziale Interaktion mit Freunden, die ich hier ja durchaus zu haben hoffe, auf Social Media anders, niederschwelliger, unverbindlicher und damit lockerer ab. Man kommuniziert über Dinge, wegen denen man niemanden direkt anschreiben würde. Man erlebt mehr mit.

Wenn Twitter nun dermaßen beschränkt wird, werde ich nur tiefer in YouTube getrieben und werde noch mehr das Gefühl haben, mich mit niemandem über meine Interessengebiete austauschen zu können. Mangel an Resonanz macht einsam.

Das mag natürlich mit daran liegen, dass ich meine Freundschaften wegen der Depression zu wenig pflege(n kann). Andererseits kann mir niemand erzählen, dass eure Freunde mehrmals täglich Kommentare zu neu entdeckten Informationen, Texte und Videos zum Schreiben von Literatur Meinungen zur Tagespolitik und Lesetipps bekommen und darüber reden wollen, wie man sie hier auf Twitter teilt. Das ist Special-Interest-Kommunikation. Sichtbarkeit ist wichtig. Soziale Medien erfüllen eben andere soziale Funktionen und stillen andere soziale Bedürfnisse als persönliche Beziehungen das können.

In jedem Fall macht mir das Angst, weil meine Welt durch meine Krankheit und meine Armut eh schon so klein geworden ist.

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